Zwei Stollen, drei Schauhütten und einen neuen, breiten Wanderweg wird das in Bau befindliche Projekt Gand in St. Anton bieten. Es wird die historische Stätte zugänglich machen und bis Ende des nächsten Jahres fertiggestellt sein.
Das Knappenloch oberhalb des Ortsteils Gand ist wohl den meisten St. Antonern ein Begriff. Mündlichen Überlieferungen zufolge befinden sich im Inneren dieses Berges Kavernen, die so groß sind, dass „die St. Jakober Kirche darin Platz finden würde“. „Wir hoffen natürlich darauf, dass wir solche Kavernen finden, bisher haben wir noch keine gefunden“, erzählt der wissenschaftliche Betreuer des Projektes Dr. Peter Gstrein bei einer Baustellenbesichtigung am 18. September. Gefunden wurde beim „Bergbauprojekt Gand“ allerdings schon einiges: „Der im Mai verstorbene Hobbyarchäologe Markus Kaser ist nach umfangreicher Recherche auf Informationen zu diesem einstigen Bergwerk gestoßen, hat dann Untersuchungen getätigt und Teile des untersten Stollens gefunden. Mit diesen Untersuchungsergebnissen ist er an die Gemeinde herangetreten“, erzählt Bauamtsleiter Michael Rainer über das Gemeinschaftsprojekt von Gemeinde und Tourismusverband. Bald wurde von der Gemeinde mit Bgm. Helmut Mall der Beschluss gefasst, das Projekt weiter zu verfolgen. Markus Kaser zu Ehren trägt der unterste Stollen seinen Namen: Markus-Stollen.
Vermutlich erst nach dem 14. Jahrhundert. Hinzugezogen wurde in weiterer Folge der nunmehrige wissenschaftliche Betreuer. Peter Gstrein: „Wir befinden uns auf sogenannten Abtragungsprodukten (Schotter, Kies, Sand …) von Gesteinen, die sich auf der südlichen Talseite befinden.“ Der hohe Quecksilbergehalt habe dieses Bergbaugebiet ausgezeichnet: „Das ist einzigartig“, so Gstrein über Quecksilberanteile zwischen 15 und 20 Prozent. Soweit ersichtlich, war der Bergbau Gand vorwiegend auf Fahlerze ausgerichtet, zu dem sich meist reichlich Pyrit gesellt, aber auch Kupferkies. Der Bergbau in Gand könnte wissenschaftlichen Aufzeichnungen zufolge bereits im 13. und 14. Jahrhundert begonnen haben, Peter Gstrein ist skeptisch: „Ich glaube, der Bergbau hat erst nach dem 14. Jahrhundert, vermutlich im Laufe des 15. Jahrhunderts begonnen.“ Gut 100 Jahre, bis 1520, herrschte hier ein guter, reicher Betrieb. Aktenkundig wurde der Bergbau am Arlberg im Jahr 1520 – ab diesem Zeitpunkt wurden Subventionen benötigt, weil in diesem Bergwerk nicht mehr viel gefunden wurde.“ Einige Fragen im Zuge der historischen Aufarbeitung wurden bereits geklärt: „Der Hügel nahe der beiden unteren Stollen, genannt Bergbauhalde, ist keine – erstens kenne ich keine einzige derart große Halde und auch hinsichtlich Geometrie und Material entspricht es keiner Halde, es ist eine natürliche Landschaft, die mit dem Bergbau nichts zu tun hat“, erklärt Peter -Gstrein zu einem Hügel nahe den beiden Stollen.
Es gibt noch weitere Stollen. Bisher entstanden ist ein Schaustollen beim Knappenloch. „Es gibt noch weitere Stollen in diesem Bergwerk, weiter oberhalb sowie im Bereich des Steißbachtales“, erklärt Peter Gstrein noch nicht gefundene weitere Zugänge. Auch der Markus-Stollen wird in seiner ursprünglichen Form für die Besucher zugänglich sein. Es wird zudem ein 60 bis 80 Zentimeter breiter Weg zum Bergbauwerk errichtet, auch drei Schauhütten (eine Schreibstube, ein Kram- und ein Erzhof) – es sollte sich nach Fertigstellung ein Rundgang ergeben. Das Wissen um diesen Bergbau soll mittels Führungen etc. vermittelt werden – Details sind noch in Ausarbeitung. Das Projekt ist ein Interreg-Vorhaben mit dem Marmorbergwerk in Laas, auch ein Leader-Projekt. Die Gesamtkos-ten belaufen sich auf 350.000 bis 400.000 Euro, die nach Abzug der Förderungen die Gemeinde und der TVB St. Anton tragen, die Fertigstellung ist für Herbst 2019 geplant.
Mehr Informationen zum Bergbau Gand: www.bergbau-gand.at
Text: © Oberländer Rundschau, Elisabeth Zangerl